Die ungeklärte Formel der Liebe
Kannst Du Dich noch an die ersten Tage mit Deinem ersten Freund erinnern? Wie jede Sekunde ohne ihn zu langen Stunden wurden; wo Du bangtest, wenn er sich später als verabredet meldete. Und kannst Du Dich noch an die ersten Stunden erinnern, wo jede Berührung von Ihr ein Feuer entfachte. Wo nichts schöner war als Ihren Atem auf Deiner Haut zu spüren?
Die Verliebtheit hast Du gespürt und dieses Gefühl war so wahr, wie jedes andere Gefühl.
Aber leider ist das Leben kein ruhiger Fluss, sondern führt uns an vielen Klippen und Stromschnellen vorbei, die dieser bedingungslosen Verliebtheit im besten Fall dem Gefühl der Liebe weicht - manchmal aber auch vom Hass ausgelöscht wird. Aber wie ist das möglich? In der Verliebtheitsphase hat man das Gefühl das Gegenüber gefunden zu haben, das einem immer schon gefehlt hat. Und jeder von uns ist in dieser Zeit so von dem Wunsch beseelt, dass der Andere genau die Bedürfnisse zu stillen weiß, die man von keinem anderen bisher in dem Maße gestillt bekommen hat. Wir verbringen deshalb auch die meiste Zeit nur mit unserem Partner. Mehr brauchen wir nicht. Denn das gibt uns ein Gefühl der bedingungslosen Liebe zurück, die wir alle in frühester Kindheit gegeben und empfangen haben.
Ohne Liebe ist nämlich fast nichts möglich. Mit Liebe ist dafür aber fast alles möglich.
Und mit dieser bedingungslosen Verliebtheit ist tatsächlich vieles möglich. Es ist ein kribbelndes und gleichzeitig sehr ruhiges Gefühl. Wir erkennen Ähnlichkeiten, die wir sonst nicht erkennen oder faszinieren uns an der Andersartigkeit, die wir selbst gerne sein würden und nun endlich an unserer Seite wissen. Alles läuft darauf hinaus, dass in der Verliebtheit das Gegenüber einen Spiegel bietet, der Einzigartigkeit ausstrahlt und manchmal sehr viel mit der Realität - und damit einem Potential zur Liebe hat - und manchmal mit zu viel innerem Erleben einher geht - und dann häufig mit Hass beendet wird. Liebe kann also nur dann entstehen, wenn der andere bereit ist, einem das zu geben, was man sich wünscht und was man braucht. Hass entsteht, wenn man tief frustriert wird und das ist meist dann der Fall, wenn man meint, das gefunden zu haben, was man in Händen hält und dann erkennen muss, dass man gar nicht das bekommt, was man dachte in Händen zu halten.
Stell also das dar, was Du wirklich bist. Denn nur das kann Bestand in Deiner Beziehung haben. Nur so kannst Du authentisch sein; nur so kannst Du darauf hoffen, dass Deine Bedürfnisse erkannt werden und nur so kannst Du die Bedürfnisse Deines Partners wahrnehmen. Nur im gegenseitigen Schenken und Annehmen entsteht Liebe.
Wenn Du versuchst jemand anderes zu sein, als der der Du bist, dann wirst nicht nur Du, sondern auch Dein Partner sich frustriert zeigen. Dann wird auf Dauer nicht die Liebe, sondern der Hass in Dein Haus einziehen. Wenn Du z.B. kräftige Berührungen schätzt und mit sanften wenig anzufangen weißt, dann solltest Du das mit Deinem Partner besprechen. Wenn Du Harmonie brauchst und Dein Partner aber häufig Streit sucht, dann solltest Du Dein Unwohlsein darüber äußern. Wenn Du gerne draußen bist und Dich bewegen willst und Dein Partner dazu aber keine Lust hat, dann solltet Ihr auch das miteinander diskutieren. Je früher Du Deine Bedürfnisse äußerst, je besser wirst Du Dich erklären. Je eher die Realität in den Vordergrund tritt, desto eher kann die ungeklärte Formel der Liebe bei Euch wirken. Denn so zu sein, wie Du bist und damit der Realität seinen Platz zu lassen, ist das beste Rezept für die Liebe.
Aber die Liebe ist kein statisches Gefühl, sondern die Liebe bedarf der Pflege.
Du wirst nur selten in den Genuss kommen, dass Dein Partner Deine Bedürfnisse befriedigt und Du Dich nicht um die Befriedigung seiner Bedürfnisse kümmern musst. Wenn Du eine solche Beziehung suchst, dann musst Du einen anderen Handel eingehen - z.B. mit einem Freikauf durch Geld oder Macht. Wenn Dir das einsichtig ist, dann ist Dir eigentlich auch klar, dass Liebe immer eine Tauschbeziehung ist . Gibst Du mir, so gebe ich Dir. Achtest Du mich, so achte ich Dich. Liebst Du mich, so liebe ich Dich auch usw.. Geben und Nehmen ist in einer Liebesbeziehung keine Frage von Verpflichtung, sondern ein freiwilliges Schenken von guten Gefühlen. Wenn Du also folgenden Satz bejahen kannst :
Gerne befriedige ich Deine Bedürfnisse, weil ich will, dass es Dir gut geht, dann ist Deine Liebesbeziehung intakt.
Wenn Du hiermit Probleme hast, dann ist es Zeit genauer hinzuschauen, warum Du nicht mehr das Beste für Deinen Partner wünschst. Wo wurdest Du frustriert - wo wurdest Du verletzt - wo ist das Ungleichgewicht, dass Du nicht mehr bereit bist zu tragen?
Sei also wachsam, denn ohne die Liebe ist das Leben nur halb so schön.
Spätestens wenn Du Deine Liebe verlierst, dann wirst Du erkennen, dass der Schmerz darüber stärker ist, als die Überwindung von kleinen Kompromissen, die Deine Liebe hätte aufrecht erhalten können. Wenn Du allerdings das Gefühl bekommst, Dich selbst und Deine Ideale zu verraten, dann ist die Trennung von Deinem Partner das Einzige, was Du für Deine Selbstliebe tun kannst. Aber die Selbstliebe ist wieder eine anders Thema.